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Der Aufbau der Ruheübung für Hunde
Wie trainiere ich die Ruheübung für Hunde?
Nachdem wir dir im ersten Blogbeitrag zum Thema Ruheübung mithilfe der Hundetrainerin Brigitte Hirsch erklärt haben, was es mit der Ruheübung für Hunde auf sich hat, geht es in diesem Artikel nun um den richtigen Aufbau dieser Übung. Brigitte erläutert Schritt für Schritt, worauf es ankommt und wie du beim Training mit deinem Hund am besten vorgehst.
Die Grundvoraussetzung
Wenn du mit dem Training für die Ruheübung startest, solltest du genügend Zeit einplanen und vor allem die nötige Ruhe haben! Alles, was unter Zeitdruck und Unruhe mit Hunden stattfindet, ist im Grunde genommen schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da Hunde zu 100 % auf der Gefühlsebene reagieren. Sie nehmen den Gefühlszustand des Menschen wahr, und wenn du ungeduldig oder aufgewühlt bist, überträgt sich das sofort auf den Hund.
Brichst du die Übung vorzeitig ab, weil du keine Lust mehr hast, hat der Hund auf mentaler Ebene quasi „gewonnen“, und beim nächsten Versuch wird es nur noch schwieriger.
Was muss ich beim Beginn des Trainings beachten?
Zu Beginn des Trainings ziehst du dem Hund ein Geschirr an und befestigst eine kurze Hausleine daran. Vor allem junge Hunde neigen dazu, gerne mal zu flüchten, da die Ruheübung für sie eine Bewegungseinschränkung darstellt. Sollten sie flüchten wollen, kannst du dich kurz auf die Leine stellen und sie aufhalten. Mit einem Geschirr passiert dabei nichts, mit einem Halsband könnte unter Umständen ein Halswirbel herausrutschen, und das sollte vermieden werden.
Die Ruheübung muss zunächst im Haus (geschützter Bereich) an unterschiedlichen Stellen aufgebaut werden, bevor man sie nach draußen verlagern kann. Such dir im Haus einen für den Hund nicht strategisch günstigen Platz aus.
Tipp:
Strategisch günstige Plätze sind solche, an denen z. B. Türen eingesehen werden können oder Übergänge von einem Zimmer ins andere. Achte darauf, dass dein Hund z. B. eine Wand oder einen Schrank im Rücken hat, denn Hunde liegen nicht gerne im freien Raum.
Für den Anfang empfehle ich, als Untergrund eine Decke oder Matte als Markierung der Position zu verwenden. Der Hund bräuchte das nicht, aber für den Menschen ist es einfacher, da du so genau siehst, wann der Hund anfängt, den zugewiesenen Bereich zu verlassen. Gerade Hunde in der Pubertät testen das sehr gerne aus und erschleichen sich Zentimeter für Zentimeter, um zu schauen, wann du reagierst.
Überlege dir nun ein Wort, das du als Kommando für die Ruheübung nutzen möchtest. Es ist ganz egal, welches Wort du nimmst, es sollte nur immer dasselbe sein. Dann kann es auch schon losgehen mit dem Training.
Wie baue ich die Ruheübung für Hunde auf?
Führe den Hund mit der Hausleine auf den festgelegten Bereich und sage dein Zauberwort, sobald er mit allen vier Pfoten auf dem Bereich steht. Bitte kein Sitz- oder Platz-Kommando geben, das würde für den Hund Arbeit implizieren, und er wäre automatisch in Erwartungshaltung, was als Nächstes passiert. Sobald der Hund mit allen vier Pfoten in dem Bereich steht, drehst du dich zur Seite und schaust ihn auch nicht mehr an. Die Leine hältst du anfangs noch locker in der Hand und lässt sie später natürlich fallen.
Da dein Hund zu Beginn natürlich nicht weiß, was das neue Kommando bedeutet und was du genau von ihm möchtest, wird er ziemlich sicher den Bereich wieder verlassen. Um die Verknüpfung herzustellen, benötigst du ungefähr 8–10 Versuche.
Am Anfang bleibst du natürlich noch neben dem Hund stehen. Mit der Zeit kannst du dich dann immer weiter vom Hund entfernen.
Sobald dein Hund den Bereich verlässt, gehst du von vorne in gerader Haltung auf ihn zu und bringst ihn so körpersprachlich wieder zurück. Steht er wieder in dem Bereich, sagst du erneut das Zauberwort. Dieses Spielchen musst du, wie gesagt, voraussichtlich einige Male spielen. Setzt oder legt der Hund sich hin, ist das schon die halbe Miete.
Wichtig: Gelobt wird bitte nicht und reden solltest du auch nicht, denn damit strahlst du nur Unsicherheit aus.
Bei sogenannten Stalkern dauert es auf jeden Fall länger, bis man die Leine fallen lassen und sich entfernen kann. Für sie ist es besonders schwer, die Kontrolle abzugeben. Daher muss in solchen Fällen die Übung besonders langsam und in kleinen Schritten aufgebaut werden.
Es geht bei dieser Übung darum, dass dein Hund das Grundvertrauen zu dir bekommt und weiß, dass er immer wieder dort abgeholt wird, wo du ihn hingebracht hast.
Hinweis:
Welpen bis zur 11. Woche hebt man am besten kurz zurück in den markierten Bereich, denn sie haben in dem Alter noch ein wenig Koordinationsschwierigkeiten und tun sich schwer damit, rückwärts zu gehen.
Im letzten Blogbeitrag erwähnte ich bereits, dass sich viele Welpen von der 11. bis zur 16. Woche schlecht einschränken lassen. In dem Fall bitte eine Pause mit dem Training der Ruheübung machen und nach der 16. Woche wieder starten.
Das Auflösen der Ruheübung für Hunde
Um die Übung zu beenden, muss sie natürlich auch aufgelöst werden. Dazu hockst du dich seitlich (bitte eine Frontalsituation vermeiden) etwa einen halben Meter vor den Bereich und gibst ein leises „OK“. Spult der Hund sofort hoch, war das definitiv zu viel. Man muss die Sensibilität seines Hundes erspüren, und für sensible Hunde ist dieses „OK“ oft schon zu viel, sodass sie direkt hochfahren.
In so einem Fall probiere das Auflösen der Übung mal mit einer langsam öffnenden Hand- oder Kopfbewegung. Weniger ist oft mehr bei Hunden!
Warum ist die Ruheübung für Hunde so sinnvoll?
Als Hundetrainerin habe ich in den letzten Jahren immer wieder erlebt, dass Hundehalter von Hunden, die im Haus ruhig und unauffällig sind, keinen Sinn in dieser Übung sehen und sie dementsprechend auch nicht machen.
Ich kann dazu nur sagen: Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob der Hund sich die Ruheplätze alleine aussuchen kann oder ob er den Platz akzeptiert, den du ihm zugewiesen hast. Oft ist es so, dass sich Hunde bei freier Platzwahl die strategisch wichtigen Plätze in Haus und Wohnung aussuchen, z. B. Hausflur, Zimmerübergänge, wo sie alles im Blick haben und kontrollieren können. Dieses Verhalten kann man auch schon bei Welpen beobachten.
Die Ruheübung ist meiner Ansicht nach die wichtigste Übung im Haus und auch ein wichtiger Baustein vor der Leinenführung. Denn wie soll es draußen reibungslos funktionieren, wenn schon im Haus keine Regeln akzeptiert werden?
Außerdem ist die Ruheübung sehr praktisch für unterwegs. Es hat einen großen Vorteil, wenn man seinem Hund, egal wo man sich aufhält, einen Platz zuweisen kann und dieser sich dort ohne Probleme entspannt.
Ich nenne die Übung bei meinen Hunden den „An- und Ausschalter“!
Und jetzt wünschen wir dir viel Ruhe und Erfolg beim Training!
Falls du Interesse an einem Coaching mit Brigitte hast oder mehr über ihre rein körpersprachliche Arbeitsweise erfahren möchtest, findest du hier weitere Infos.